Freitag, 29. Februar 2008

Die Wege, auf denen Jesus ging

Von Präsident Thomas S. Monson

An einem kalten Dezembertag haben wir uns im Tabernakel in Satt Lake City zur Trauerfeier für einen Mann versammelt, den wir geliebt und verehrt hatten und dem wir nachgefolgt waren, nämlich Präsident Harold B. Lee, um ihn noch einmal zu ehren. Er war in seinen Äußerungen prophetisch gewesen, mächtig als Führer, engagiert im Dienen und hatte uns alle mit dem Verlangen beseelt, Vollkommenheit zu erlangen. Er riet uns: „Haltet die Gebote Gottes. Geht den Weg des Herrn.”
Einen Tag darauf wurde in einem sehr heiligen Raum im Obergeschoß des Salt-Lake-Tempels sein Nachfolger ausgewählt und bestätigt und zu seiner heiligen Berufung eingesetzt. Unermüdlich und voll Demut und mit einem inspirierenden Zeugnis forderte Präsident Spencer W. Kimball uns auf, den Weg, den Präsident Lee vorgezeichnet hatte, weiterzuverfolgen. Er sprach die gleichen eindringlichen Worte: „Haltet die Gebote Gottes. Geht den Weg des Herrn. Folgt ihm nach.” Heute hören wir von Präsident Ezra Taft Benson denselben eindringlichen Rat.

Ich habe einmal abends zu Hause gesessen und in einer Reisebroschüre geblättert, die ich ein paar Tage zuvor erhalten hatte. Sie war in prächtigen Farben gehalten, der Text klang sehr überzeugend. Der Leser wurde eingeladen, die norwegischen Fjorde und die Schweizer Alpen zu besuchen, alles als Pauschalreise. Ein anderes Angebot lockte den Leser nach Betlehem – ins Heilige Land, in die Wiege des Christentums. Die Abschlußzeilen der Broschüre bildete die schlichte, doch eindringliche Aufforderung: „Kommen Sie mit uns dorthin, wo Jesus gewandelt ist.”
In ganz realem, Sinn kann jedermann dort wandeln, wo Jesus gewandelt ist, nämlich indem er mit seinen Worten auf den Lippen, seinem Geist im Herzen und seinen Lehren durch die Sterblichkeit geht. Ich hoffe, daß wir alle so wandeln, wie er gewandelt ist – voll Zuversicht in die Zukunft blickend, voll unerschütterlichem Glauben an seinen Vater und voll aufrichtiger Liebe zu unseren Mitmenschen.
Jesus ist den Weg der Enttäuschung gegangen.
Kann jemand seine Klage über die Heilige Stadt nachfühlen: „Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die Boten, die zu dir gesandt sind. Wie oft wollte ich deine Kinder um mich sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt; aber ihr habt nicht gewollt.” (Lukas 13:34.)
Der Satan hat Jesus verucht, indem er ihm die Reiche der Welt anbot. Aber Jesus erwiderte: "Weg mit dir, SatanDenn i der Schrift steht. Vor dem Herrn, deinem Gott sollst du dich niederwerfen, und ihm allein dienen."
Jesus ist den Weg der Versuchung gegangen.
Der Böse hat ihn unter Aufbietung all seiner Kraft und seiner Schliche versucht, nachdem er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte und Hunger hatte. Spöttisch sagte er: „Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, daß aus diesen Steinen Brot wird.” Und die Antwort: „Der Mensch lebt nicht nur von Brot”
Und weiter: „Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich auf ihren Händen zu tragen.” Die Antwort: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.”
Und dann zeigte er ihm „alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht” und sagte: „Das alles will ich dir gehen, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.” Darauf erwiderte der Herr: „Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.” (Siehe Matthäus 4:2-10.)
Jesus betet in Getsemani
Jesus ist den Weg des Schmerzes gegangen.
Denken Sie an die Pein in Getsemani: „Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.... Und er betete in seiner Angst noch inständiger, und sein Schweiß war wie Blut, das auf die Erde tropfte.” (Lukas 22:42,44.)
Und wer von uns kann vergessen, wie grausam es war, als er am Kreuz hing? Dort sagte er: „Mich dürstet.... Es ist vollbracht!” (Johannes 19:28,30.)
Ja, jeder von uns geht irgendwann den Weg der Enttäuschung, vielleicht deshalb, weil er eine Möglichkeit nicht genutzt, seine Macht mißbraucht, einen geliebten Menschen nicht belehrt hat. Auch der Weg der Versuchung bleibt uns nicht erspart. „Und es muß notwendigerweise so sein, daß der Teufel die Menschenkinder versucht, sonst könnten sie nicht frei entscheiden.” (LuB 29:39.)
Genauso gehen wir auch den Weg des Schmerzes. Wir können nicht in Watte gepackt in den Himmel gelangen. Auch der Erretter der Welt ist erst nach großem Schmerz und Leid dort eingetreten. Wir, als seine Diener, können nicht mehr erwarten als unser Herr. Vor dem Osterfest steht das Kreuz.
Während wir diese Wege gehen, die bitteren Kummer mit sich bringen, können wir aber auch jene Wege gehen, die zu ewiger Freude führen.

Mit Jesus können wir den Weg des Gehorsams gehen.
Es wird nicht leicht sein. „Obwohl er der Sohn war, hat er durch Leiden den Gehorsam gelernt.” (Hebräer 5:8.) Nehmen wir uns die folgenden Worte, die Samuel uns hinterlassen hat, als Losung: „Wahrhaftig, Gehorsam ist besser als Opfer, Hinhören besser als das Fett von Widdern.” (1 Samuel 15:22.) Vergessen wir nicht, daß Ungehorsam zu Knechtschaft und Tod führt, Gehorsam dagegen zu Freiheit und ewigem Leben.
Wie Jesus können wir den Weg des Dienens gehen.
Wie ein leuchtender Scheinwerferstrahl des Guten ist das Leben Jesu, der den Menschen gedient hat. Er hat dem Krüppel Kraft geschenkt, dem Blinden das Augenlicht, dem Tuben das Gehör und dem Toten das Leben.
Seine Gleichnisse gehen zu Herzen. Mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter lehrte er: „Deinen Nächsten sollst du liehen.” (Lukas 10:27.) Durch seine Güte gegenüber der Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war, lehrte er teilnahmsvolles Verstehen. Im Gleichnis von den Talenten hat er jeden von uns gelehrt, daß wir etwas aus uns machen und uns um Vollkommenheit bemühen sollen. Wie gut er uns doch darauf vorbereiten will, den Weg mir ihm zu gehen.
Und zu guter Letzt ist er den Weg des Betens gegangen.
Dreierlei Großes lernen wir aus drei zeitlosen Gebeten. Zuerst, aus seinem geistlichen Wirken: „Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt.` (Lukas 11:2.)
Zweitens, aus Getsemani: „Nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.” (Lukas 22:42.)
Drittens, vom Kreuz herab: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.” (Lukas 23:34.)
Indem wir den Weg des Betens gehen, treten wir in Verbindung mit dem Vater und haben Anteil an seiner Macht.
Werden wir den Glauben und das Verlangen haben, die Wege zu gehen, die Jesus gegangen ist? Gottes Propheten, Seher und Offenbarer fordern uns dazu auf. Wir müssen ihnen nur nachfolgen, denn es ist auch der Weg, den sie gehen.
Ich erinnere mich noch an meine erste Begegnung mit Elder Spencer W. Kimball vor vielen Jahren, als er noch Mitglied des Kollegiums der Zwölf war und ich ein junger Bischof in Salt Lake City. Als ich eines Morgens ans Telefon ging, sagte eine Stimme: „Hier ist Elder Spencer W. Kimball. Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten. In Ihrer Gemeinde steht ganz versteckt hinter einem hohen Gebäude an der Fifth South Street ein winziges Wohnmobil. Darin wohnt Margaret Bird; sie ist Navaho und Witwe. Und sie hat das Gefühl, daß niemand sie will und niemand sie braucht. Könnten Sie und die FHV-Leiterin sie nicht besuchen und ihr die Hand der Gemeinschaft reichen und sie ganz besonders willkommen heißen?" Das taten wir.
Ein Wunder geschah. Margaret Bird blühte in ihrer neugefundenen Umgebung auf. Die Verzweiflung wich. Die Witwe war in ihrer Bedrängnis besucht worden. Das verlorene Schaf war gefunden worden. Jeder, der an diesem Geschehnis teilhatte, wurde dadurch ein besserer Mensch.
In Wirklichkeit war der treue Hirte der teilnahmsvolle Apostel, der die neunundneunzig alleinließ, um die kostbare Seele zu suchen, die verloren war. Spencer W. Kimball war den Weg gegangen, den Jesus gegangen war.
Gehen wir doch alle den Weg, den Jesus gegangen ist, und hören wir dabei auf das Geräusch, das die Füße mit den Sandalen machen. Ergreifen wir die Hand des Zimmermanns. Dann lernen wir ihn kennen. Er kommt vielleicht als Unbekannter, Namenloser auf uns zu, so wie er am See auf diejenigen zuging, die ihn nicht kannten. Zu uns spricht er dieselben Worte „Folge mir nach." Er überträgt uns die Aufgabe, die es heute zu erfüllen gilt. Er gebietet, und denjenigen, die ihm gehorchen, ob sie weise seien oder von schlichtem Gemüt, ofenbart er sich in den Mühen, den Konflikten, dem Leid, das sie als seine Weggefährten erfahren; und aus Erfahrung werden sie erkennen, wer er ist.
Wir entdecken, daß er mehr ist als das kleine Kind in Betlehem, mehr als der Sohn des Zimmermanns, mehr als der größte Lehrer, der je gelebt hat. Wir lernen ihn als den Sohn Gottes kennen. Er hat niemals eine Statue geschaffen, ein Bild gemalt, ein Gedicht geschrieben oder eine Armee angeführt. Er hat keine Königskrone getragen und kein Zepter in der Hand gehalten und sich keine Purpurrote um die Schultern geworfen. Seine Vergebungsbereitschaft war unermeßlich, seine Geduld unerschöpflich, sein Mut grenzenlos.
Jesus hat die Menschen verändert. Er hat ihre Gewohnheiten, ihre Meinungen, ihre Ambitionen verändert. Er hat ihr Temperament, ihre Neigungen, ihr Wesen verändert. Er hat ihr Herz verändert.
Da fällt einem der Fischer namens Simon ein, Ihnen und mir besser bekannt als Petrus, der oberste Apostel. Der zweifelnde, ungläubige, aufbrausende Petrus sollte niemals die Nacht vergessen, in der Jesus zum Hohenpriester geführt wurde. Das war die Nacht, in der die Menschen begannen, Jesus anzuspucken, in der sie sein Gesicht verhüllten und ihn ins Gesicht schlugen (siehe Markus 14:65).
Wo war Petrus, der doch versprochen hatte, mit ihm zu sterben und ihn niemals zu verleugnen? In der heiligen Schrift steht: „Petrus aber war Jesus von weitem bis in den Hof des hohepriesterlichen Palastes gefolgt; nun saß er dort bei den Dienern und wärmte sich am Feuer.” (Markus 14:54.) Das war die Nacht, in der Petrus, wie der Herr es prophezeit hatte, ihn wirklich dreimal verleugnete. Herumgestoßen, verspottet und geschlagen, wandte sich der Herr in der Qual der Demütigungen, die er ergeben schweigend über sich ergehen ließ, Petrus zu.
Ein Chronist schildert die Veränderung folgendermaßen: „Es war genug. ... Petrus kannte keine Gefahr mehr, er fürchtete den Tod nicht mehr.... Er eilte in die Nacht hinaus, ... der Dämmerung entgegen.... Mit zerknirschtem Herzen und reumütig stand er vor dem eigenen Gewissen, das mit ihm ins Gericht ging, und dort wurden seine alte Scham, seine alte Schwäche, sein altes Ich zum Tod verurteilt — durch die göttliche Traurigkeit, die zu einer neuen und edleren Geburt führen sollte.” (Frederic W. Farrar, The 14e of Christ, Portland, Oregon, 1964, Seite 604.)
Dann war da noch Saulus aus Tarsus, ein Gelehrter, der mit den rabbinischen Schritten vertraut war, in denen manche heutigen Gelehrten solche reichen Schätze finden. Aus irgendeinem Grund gaben diese Schriften dem Paulus nicht, was er brauchte, und so rief er: „Ich unglücklicher Mensch! Wer wird mich aus diesem dem Tod verfallenen Leib erretten”" (Römer 7:24.) Und dann begegnete er eines Tages Jesus und siehe, alles wurde neu. Von jenem Tag an bis zu seinem Tod forderte Paulus die Menschen auf: „Legt den alten Menschen ab”, und „zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.” (Epheser 4:22,24.)
Nach wie vor hat sich nichts daran geändert, daß der Erlöser das Leben der Menschen verändern kann. Wie zu dem toten Lazarus sagt er zu Ihnen und zu mir: „Komm heraus!” (Johannes 11:43.) Kommt heraus aus der Verzweiflung der Ungläubigkeit.
Kommt heraus aus dem Kummer der Sünde. Kommt heraus aus dem Tod des Unglaubens. Kommt heraus in ein neues Leben. Kommt heraus.
Tun wir das, und schlagen wir den Weg ein, den Jesus gegangen ist, und denken wir dabei an das folgende Zeugnis Jesu: „Siehe, ich bin Jesus Christus, von dem die Propheten bezeugt haben, er werde in die Welt kommen.... Ich bin das Licht und das Leben der Welt.” (3 Nephi 11:10,11.)
Ich bin der Erste und der Letzte; ich bin der, der lebt, ich bin der, der getötet worden ist; ich bin euer Fürsprecher beim Vater." (LuB 110:4.)
Dem füge ich mein Zeugnis hinzu: Er lebt.

Freitag, 15. Februar 2008

Jesus, der Messias, unser Meister und mehr

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Jeder Mensch ist verpflichtet, den Herrn zu erkennen, ihn zu lieben, ihm nachzufolgen, ihm zu dienen und von ihm zu lehren und Zeugnis zu geben.

von Elder Russell M. Nellson aus dem Liahona von April 2000
Das Interesse am menschlichen Herzen, das mich das ganze Leben lang begleitet hat, nahm im April 1984 eine unerwartete Dimension an, als ich nämlich berufen wurde, den Operationssaal im Krankenhaus hinter mir zu lassen und das Obergemach des Tempels zu betreten. Dort wurde ich zum Apostel des Herrn Jesus Christus ordiniert. Ich habe mich nicht um eine derartige Berufung bemüht, tue aber alles in meiner Macht Stehende, um mich des Vertrauens und des Rechts würdig zu erweisen, den Herrn zu repräsentieren. Jetzt hoffe ich, dass ich Herzen geistig heilen kann, so wie ich sie vorher als Chirurg geheilt habe.
In meiner Eigenschaft als jemand, der berufen, bestätigt und ordiniert worden ist und zu den fünfzehn besonderen Zeugen für unseren Herrn und Meister gehört, halte ich mich an den folgenden Wahlspruch aus dem Buch Mormon: „‚Wir reden von Christus, wir freuen uns über Christus, wir predigen Christus, wir prophezeien prophezeien von Christus.” (2. Nephi 25:26.)
Wir verehren ihn als wichtigstes Wesen, dass je auf dem Planeten Erde gelebt hat. Er ist Jesus, der Messias, unser Meister und mehr. Er hat zahllose Namen, Beinamen und Aufgaben, die alle von ewiger Bedeutung sind. Im begrenzten Platz, der mir in diesem Artikel zur Verfügung steht, möchte ich kurz auf die zehn wichtigsten Aufgaben eingehen, allerdings ohne dabei eine Priorisierung vornehmen zu wollen, denn alles, was er vollbracht hat, war gleichermaßen erhaben und wichtig.

DER SCHÖPFER
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Auf Weisung des Vaters hat Jesus die Aufgabe übernommen, Schöpfer zu sein. Sein Beiname lautete „das Wort” (siehe Johannes 1:1). Im griechischen Urtext des Neuen Testamentes stand der Begriff logos, was Ausdruck bedeutet. Das war ein weiterer Name für den Herrn. Diese Wortwahl mag eigenartig anmuten, hat aber ihre Berechtigung. Denn durch das Wort tritt man mit anderen in Kontakt. Also war Jesus das Wort bzw. der Ausdruck, durch den sich der Vater der Welt kundtat.
Im Johannesevangelium heißt es, Jesus sei der Schöpfer von allem gewesen: „Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist." (Johannes 1:1–3; siehe auch (LuB 93:21.)
In einer neuzeitlichen Offenbarung kommt zum Ausdruck, dass Jesus die Aufgabe hatte, viele Welten zu erschaffen:
„Darum war am Anfang das Wort, denn er war das Wort, nämlich der Bote der Errettung, das Licht und der Erlöser der Welt, der Geist der Wahrheit, der auf die Welt kam, weil die Welt von ihm geschaffen wurde, und in ihm war das Leben der Menschen und das Licht der Menschen.
Die Welten wurden von ihm geschaffen; die Menschen wurden von ihm geschaffen; alles wurde von ihm und durch ihn und aus ihm geschaffen.” (LuB 93:8—10; siehe auch 1 Korinther 8:6; Hebräer 1:2; 2 Nephi 9:5; 3 Nephi 9:15; LuB 76:23,24; 88:42–48; 101:32–34.)
Im Buch Helaman ist ein ähnliches Zeugnis zu finden, in dem verkündigt wird, Jesus Christus sei der Schöpfer „aller Dinge von Anfang an” (Helaman 14:12). Ein weiteres Zitat zu diesem Thema stammt vom Herrn Gott, der zu Mose sprach: „Für meinen eigenen Zweck habe ich es geschaffen....
Und durch das Wort meiner Macht habe ich sie erschaffen, nämlich durch meinen Einziggezeugten Sohn, der voller Gnade und Wahrheit ist.
Und Welten ohne Zahl habe ich erschaffen; und ich habe sie ebenfalls für meinen eigenen Zweck erschaffen; und durch den Sohn habe ich sie erschaffen, nämlich durch meinen Einziggezeugten.” (Mose 1:31–33.)
Der heilige Schöpfer hat dafür gesorgt, dass jeder Mensch einen physischen Körper bekommt, der auf seine Art einzigartig und dennoch jedem anderen menschlichen Körper ähnlich ist. So wie jeder gut ausgebildete Musiker den Komponisten einer Symphonie am Stil und an der Struktur des Stückes erkennt, so erkennt ein gut ausgebildeter Chirurg den Schöpfer des Menschenwesens an der Gleichartigkeit des Stils und der Struktur der Anatomie. Trotz aller individuellen Unterschiede ist diese Gleichartigkeit ein weiterer Beweis und ein tiefes geistiges Zeugnis dafür, dass wir vom selben Gott, vom selben Schöpfer erschaffen worden sind. Dann verstehen wir auch besser, in welcher Beziehung wir zum Herrn stehen:
„So gingen die Götter hinab, um den Menschen als ihr Abbild zu formen, ihn zu gestalten als das Abbild der Götter, sie zu gestalten als Mann und Frau.
Und die Götter sprachen: Wir wollen sie segnen.” (Abraham 4:27,28.)
Und sie haben wirklich jeden Menschen gesegnet. Unser Körper kann sich erneuern und sich schützen. Er lässt neue Zellen wachsen, die die abgestorbenen ersetzen. Unser Körper trägt Samen in sich, der es uns ermöglicht, uns fortzupflanzen und unsere einzigartigen Merkmale weiterzugeben. Nimmt es da noch Wunder, dass der Schöpfer auch als großer Arzt bezeichnet wird (siehe Matthäus 9:12), der die Kranken heilen (siehe 3 Nephi 9:13; LuB 35:9; 42:48–51), den Blinden das Augenlicht schenken (siehe Johannes 9:1—11), den Gehörlosen die Ohren öffnen (siehe Jesaja 35:5; 3 Nephi 26:15) und die Toten auferwecken kann (siehe Matthäus 9:23—26; Johannes 11:5–45)' Und in den letzten Tagen hat der Herr ein Gesundheitsgesetz offenbart, das unter dem Namen Wort der Weisheit bekannt ist und allen, die es gläubig befolgen, zum Segen gereicht. Deshalb verehren wir Jesus als Schöpfer, der auf Weisung Gottes, des Vaters, gehandelt hat.

JAHWE
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Jesus war Jahwe, der Herr (siehe Exodus 6:3; Psalm 83:19; Jesaja 12:2 26:4). Der Gebrauch dieses heiligen Namens wird auch in neuzeitlicher heiliger Schrift bestätigt (siehe Moroni 10:34; LuB 109:68; 110:3; 128:9). Jahwe kommt vom hebräischen Wort hayah, das „sein” bzw. „bestehen” bedeutet. Eine Form des Wortes hayah, das im Alten Testament verwendet wurde, wurde mit „Ich-bin-da` übersetzt (siehe Exodus 3:14).
Bemerkenswerterweise hat Jahwe selbst die Bezeichnung Ich-bin-da bzw. Ich bin für sich benutzt (siehe LuB 29:1; 38:1; 39:1). Lesen Sie einmal den folgenden aufschlussreichen Dialog aus dem Alten Testament. Mose hatte von Gott gerade eine Aufgabe erhalten, um die er sich überhaupt nicht bemüht hatte; er sollte nämlich die Kinder Israels aus der Knechtschaft führen. Die folgende Szene spielt sich auf dem Gipfel des Berges Sinai ab:
„Mose antwortete Gott: Wer bin ich, daß ich zum Pharao gehen und die Israeliten aus Ägypten herausführen könnte?”
Ganz sicher fühlte sich Mose dieser Aufgabe nicht gewachsen, so wie auch wir uns einer schwierigen Aufgabe manchmal nicht gewachsen fühlen.
„Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen darauf sagen?
Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin der ,Ich-bin-da`.
Und er fuhr fort: So sag zu den Israeliten: Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für immer.” (Exodus 3:11,13–15.)
So also hatte Jahwe dem Mose den Namen offenbart, den er demütig und bescheiden gewählt hatte, um sein vorirdisches Dasein zu kennzeichnen: „Ich-bin-da”.
Später, während seines irdischen Wirkens, wiederholte Jesus diesen Namen gelegentlich. Erinnern Sie sich noch an die knappen Antworten, die er lästigen Fragestellern gab?
Achten Sie bitte auf die Doppeldeutigkeit in der Antwort, die an Kajaphas, den Hohenpriester, gerichtet war:
„Da wandte sich der Hohepriester ... an ihn und fragte: Bist du der Messias, der Sohn des Hochgelobten?
Jesus sagte: Ich bin es.” (Markus 14:61,62.)
Damit tat er sowohl seine Herkunft als auch seinen Namen kund. Ein weiteres Beispiel hierfür ist die Episode, wo er wegen seiner Bekanntschaft mit Abraham verspottet wurde:
„Die Juden entgegneten: Du willst ... Abraham gesehen haben?
Jesus erwiderte ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Noch ehe Abraham wurde, bin ich.” (Johannes 8:57,58.)
Jahwe – der große Ich-bin-da, der Gott des Alten Testaments – gab sich eindeutig zu erkennen, als er als auferstandenes Wesen voller Herrlichkeit dem Propheten Joseph Smith und Oliver Cowdery am 3. April 1836 im Kirtland-Tempel erschien. Ich zitiere aus ihrem schriftlich niedergelegten Zeugnis:
„Wir sahen den Herrn auf der Brustwehr der Kanzel vor uns stehen, und die Fläche unter seinen Füßen war mit lauterem Gold ausgelegt, in der Farbe wie Bernstein Seine Augen waren wie eine Feuerflamme, sein Haupthaar war weiß wie reiner Schnee, sein Antlitz leuchtete heller als der Glanz der Sonne, und seine Stimme tönte wie das Rauschen großer Gewässer, ja, die Stimme Jehovas, die sprach:
Ich bin der Erste und der Letzte; ich bin der, der lebt, ich bin der, der getötet worden ist.” (LuB 110:2–4; siehe auch LuB 76:23.)
Jesus hat seine Aufgabe als Jahwe erfüllt, als großer Ich-bin-da, und die Auswirkungen reichen bis in die Ewigkeit.

FÜRSPRECHER BEIM VATER
Jesus ist unser Fürsprecher beim Vater (siehe 1 Johannes 2:1; LuB 29:5; <a href="http://scriptures.lds.org/de/dc/38/1#1"> 32:3; 45:3; 110:4.) Andere verwandte Ausdrücke in der heiligen Schrift lauten Mittler (siehe 1 Timotheus 2:5; 2. Nephi 2:28; LuB 76:69). Aus dem Buch Mormon erfahren wir, dass seine Aufgabe als Mittler bzw. Fürsprecher schon vor seiner Geburt vorhergesehen wurde: Jesus "wird die Vermittlung für alle Menschenkinder zustande bringen; und wer an ihn glaubt, der wird errettet werden" (2 Nephi 2:9).
Diese Aufgabe hat im Gebet Jesu für sein Jünger einen deutlichen Niederschlag gefunden. Stellen Sie sich einmal vor, wie er inbrünstig betend niederkniete. Hören Sie seine ergreifenden Worte. Spüren Sie, wie sehr er sich seiner Verantwortung als Mittler bewusst war:
„Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehörten dir, und du hast sie mir gegeben, und sie haben an deinem Wort festgehalten.
Sie haben jetzt erkannt, daß alles, was du mir gegeben hast, von dir ist.
Denn die Worte, die du mir gegeben hast, gab ich ibnen; und sie haben sie angenommen. Sie haben wirklich erkannt, daß ich von dir ausgegangen bin, und sie sind zu dem Glauben gekommen, daß du mich gesandt hast.
Für sie bitte ich.” (Johannes 17:6–9.)
Man nennt ihn auch den Mittler des Neuen Testaments bzw. des neuen Bundes (siehe Hebräer 9:15; 12:24). Wenn man sich seine Aufgabe als unser Mittler bzw. Fürsprecher beim Vater bewusst macht, dann weiß man sein unerreichtes Verständnis, seinen Gerechtigkeitssinn und seine Barmherzigkeit besser zu schätzen (siehe Alma 7:12).

IMMANUEL
Jesus war vorherordiniert worden, der verheißene Immanuel zu sein. Denken Sie nur an die folgende bemerkenswerte Prophezeiung Jesajas: „Darum wird der Herr euch von sich aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben.” (Jesaja 7:14.) Dass diese Prophezeiung in Erfüllung gehen würde, war nicht nur unwahrscheinlich, sondern vom menschlichen Standpunkt aus gesehen sogar unmöglich. Unglaublich! Jeder wusste doch, dass eine Jungfrau nicht schwanger werden kann. Und außerdem war es doppelt mutig, dem Kind dann noch einen solch außergewöhnlichen Namen zu gehen. Der hebräische Name, also der Beiname, den Jesaja prophezeite, lautete ja Immanuel, und das heißt „Gott mit uns”. Dieser heilige Beiname wurde Jesus später auch im Neuen Testament, im Buch Mormon und im Buch ,Lehre und Bündnisse' gegeben. (Siehe Matthäus 1:23; 2. Nephi 17:14; LuB 128:22.)
Immanuel konnte seinem Namen nur gemäß dem Willen des Vaters gerecht werden.

DER SOHN GOTTES

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Jesus allein trug die Verantwortung, die ihm als Sohn Gottes, als einziggezeugtem Sohn des Vaters zukam (siehe Johannes 1:14,18: 3:16.) Jesus war im buchstäblichen Sinne der „Sohn des Höchsten” (siehe Lukas 1:32; siehe auch Vers 35). In mehr als einem Dutzend Schriftverse gibt Gott Vater mit feierlichen Worten Zeugnis, dass Jesus wahrhaft sein geliebter Sohn ist. Dieses feierliche Zeugnis geht oft mit seiner Bitte an die Menschen einher, auf die Stimme seines geliebten Sohnes zu hören und seine Worte zu befolgen (siehe Matthäus 3:17; 17:5; Markus 1.11; 9:7; Lukas 3:22; 9:35; 2 Petrus 1:17; 2. Nephi 31:11; 3. Nephi 11:7; 21:20; LuB 93:15; Mose 4:2; Joseph Smith — Lebensgeschichte 1:17). Auf Grund der Herablassung Gottes ging die höchst unwahrscheinliche Prophezeiung Jesajas (siehe Jesaja 7:14) doch in Erfüllung.
Auch dem Nephi wurde verkündet, wer die Eltern Jesu sein sollten. Ein Engel erklärte ihm:
„Siehe, die Jungfrau, die du siehst, ist die Mutter des Sohnes Gottes nach der Weise des Fleisches....
Sieh das Lamm Gottes, ja, den Sohn des ewigen Vaters!” (1. Nephi 11:18,21.)
Von seinem himmlischen Vater hat Jesus Unsterblichkeit und ewiges Leben geerbt. Von seiner Mutter hat er die Sterblichkeit geerbt (siehe Genesis 3:15; Markus 6:3). Vor seiner Kreuzigung hat er zu diesem Thema Folgendes gesagt:
„Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingehe, uni es wieder zu nehmen.
Niemand entreißt es mir, sondern ich gehen es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.” (Johannes 10:17,18.)
Obwohl Jesus in Körper und Geist von seinem liebevollen Vater im Himmel getrennt war, war er doch eins mit ihm, was Macht und Ziele anging. Und das höchste Ziel beider bestand ja darin, „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen” (Mose 1:39).
Manche mögen sich nun fragen, warum der Sohn gelegentlich auch selbst als „der Vater” bezeichnet wird. Aber ist es nicht so, dass sich auch die Bezeichnung, die für einen bestimmten Menschen verwendet wird, ändern kann? Jeder Mann ist der Sohn seines Vaters, kann aber außerdem auch selbst Vater, Bruder, Onkel oder Großvater sein, je nach den Umständen. Deshalb dürfen wir uns nicht verwirren lassen, was die Wesen der Gottheit, ihr Ziel und die entsprechende Lehre angeht. Weil Jesus uns erschaffen und unsere geistige Neugeburt möglich gemacht hat, wird er in der Schrift auch als „‚Vater aller Dinge” bezeichnet.
(siehe Mosia 7:27; siehe auch 15:3; 16:15; Helaman 14:12; Ether 3:14). Denken Sie in diesem Zusammenhang bitte auch an das, was die Erste Präsidentschaft unter der Federführung von Präsident Joseph E Smith gelehrt hat: „Jesus Christus ist nicht der Vater der Geister, die hier auf der Erde bereits einen Körper angenommen haben bzw. noch annehmen werden. Er ist vielmehr einer von ihnen. Er ist der Sohn, so wie auch sie Söhne und Töchter Elohims sind.” (In James R. Clark, Hg.: Messages of the First Presidency of the Church of Jesus Christ of Latterday Saints, 6 Bände, 1965-75, 5:34.)
Diese Unterscheidung fällt uns leicht, wenn wir im Namen Jesu Christi, des Sohnes, zum himmlischen Vater beten. Und wenn wir das regelmäßig tun, ehren wir damit unsere Eltern im Himmel und auf der Erde, so wie Jesus seinen Vater geehrt hat -- als Sohn Gottes.

DER GESALBTE
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Gott hat „Jesus von Nazaret gesalbt”, und zwar „mit dem Heiligen Geist und mit Kraft” (Apostelgeschichte 10:38). Jesus war der Gesalbte. Deshalb wurden ihm auch zwei besondere Beinamen verliehen. Ein Beiname lautet Messias, was im Hebräischen ja „der Gesalbte” bedeutet. Der andere Beiname lautet der Christus. Dieser Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet ebenfalls „der Gesalbte”. Daher wird Jesus sowohl als Messias als auch als Christus bezeicbnet, und beides bedeutet, dass er der Gesalbte des Vaters ist und ihn in allem vertritt, was die Errettung der Menschheit betrifft. In der heiligen Schrift wird verkündet, dass Christus der einzige Name unter dem Himmel ist, „wodurch der Mensch errettet werden kann” (2. Nephi 25:20). So kann man dem Namen Jesus sowohl den einen als auch den anderen Beinamen hinzufügen, uni seiner Ehrerbietung Ausdruck zu verleihen, nämlich der Christus bzw. der Messias, denn beides sagt ja aus, dass er von Gott für seine erhabene und wichtige Aufgabe gesalbt wurde.

ERRETTER UND ERLÖSER
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Jesus wurde geboren, um der ganzen Menschheit als Erretter und Erlöser zu dienen. (Siehe Jesaja 49:26; 1. Nephi 10:5.) Er war das Lamm Gottes (siehe 1. Nephi 10:10), das sich selbst für die Sünden der Welt (siehe Johannes 1:29) als Opfer „ohne Fehl und Makel” darbrachte (siehe 1 Petrus 1:19). Als der Herr später auferstanden war, brachte er diese heilige Aufgabe mit der Bedeutung des Evangeliums in Zusammenhang, das er in einer eindrucksvollen Schriftstelle zusammenfasste:
„Siehe, ich habe euch mein Evangelium gegeben, und dies ist das Evangelium, das ich euch gegeben habe: Ich bin in die Welt gekommen, um den Willen meines Vaters zu tun, denn mein Vater hat mich gesandt.
Und mein Vater hat mich gesandt, damit ich auf das Kreuz emporgehoben würde." (3. Nephi 27:13,14; siehe auch Vers 15 bis 22).
Jesus hat also selbst erklärt, was das Evangelium ist, das ja auch als gute Nachricht bezeichnet wird. Und die gute Nachricbt dabei ist, dass Jesus Christus für alle Menschen ein vollkommenes Sühnopfer gebracht hat, wodurch alle Menschen vom Grab erlöst und nach ihren Werken gerichtet werden. Dieses Sühnopfer nahm einen Anfing mit der Berufung Jesu in der vorirdischen Welt, wurde aber erst während seines Lebens auf der Erde vollbracht.
Das Sühnopfer Jesu war schon lange vor seiner Geburt in Bethlehem vorhergesagt worden. Die Propheten hatten sein Kommen schon viele Generationen lang prophezeit. Nehmen wir als Beispiel nur einmal die Aufzeichnungen Helamans, die :etwa dreißig Jahre vor der Geburt des Erretters niedergeschrieben wurden: „Denkt daran, dass es keinen anderen Weg und keine anderen Mittel gibt, wodurch der Mensch errettet werden kann, als nur das sühnende Blut Jesu Christi, der kommen wird; ja, denkt daran, daß er kommt, um die Welt zu erlösen.” (Helaman 5:9.)
Durch sein Sühnopfer wird jeder Mensch auf ganz spezielle Weise gesegnet. Lesen Sie einmal die folgenden Worte Jesu aufmerksam durch:
„Denn siehe, ich, Gott, habe das für alle gelitten, damit sie nicht leiden müssen, sofern sie umkehren;
aber wenn sie nicht umkehren wollen, müssen sie leiden wie ich,
und dieses Leiden ließ selbst mich, Gott, den Größten von allen, der Schmerzen wegen zittern, aus jeder Pore bluten und an Leib und Geist leiden - und ich wollte den bitteren Kelch nicht trinken müssen, sondern zurückschrecken —,
doch Ehre sei dem Vater: ich trank davon und führte das, was ich für die Menschenkinder vorhatte, bis zum Ende aus.” (LuB 19:16-19.)
Jesus hat die herrliche Verheißung erfüllt, die er in den vorirdischen Ratsversammlungen ausgesprochen hatte, indem er nämlich für den Fall Adams und Evas sühnte, und zwar ohne dafür Bedingungen zu stellen, und indem er für unsere Sünden sühnte, sofern wir umkehren würden. Seine Aufgabe als Erretter und Erlöser war unlösbar mit seiner Aufgabe als Schöpfer verbunden.
Um diesen Zusammenhang noch besser zu beleuchten, möchte ich gerne ein bemerkenswertes Zitat vortragen, das ich eines Tages in London in einem seltenen Buch gefunden habe, als ich durch die Bibliothek des Britischen Museums gestreift bin. Es war als zeitgenössische Übersetzung eines alten ägyptischen 'Textes ausgewiesen, der von Timotheus, dem Erzbischof von Alexandria, verfasst worden war, der im Jahre 385 n. Chr. starb. In diesem "Text geht es um die Erschaffung Adams; der vorirdischen Jesus spricht hier über den Vater:
„Er ... hat Adam als sein Abbild erschaffen und ihn vierzig Tage und vierzig Nächte liegen lassen, ohne ihm Atem einzuhauchen. Und jeden Tag seufzte er wegen Adam und sagte: ,Wenn ich diesem Mann Atem einhauche, muss er große Schmerzen leiden.' Und ich sprach zum Vater: ,Hauche du ihm Atem ein; ich will dann als sein Fürsprecher dienen.' Da sprach der Vater zu mir: ,Mein geliebter Sohn, wenn ich ihm Atem einhauche, dann musst du zur Welt hinabsteigen und viel für ihn leiden, ehe du ihn erlösen und ihm die Rückkehr in den ersten Stand ermöglichen kannst.' Ich aber sprach zum Vater: ,Hauche du ihm Atem ein; ich will als sein Fürsprecher dienen; ich werde zur Welt hinabsteigen und dein Gebot erfüllen.”` („Discourse an Abbaton", in E. A. Wallis Budge, Herausgeber und Übersetzer, Coptic Martyrdoms etc. in the Dialect of Upper Egypt, 1977, siehe auch Mose 3:7; 6:8,9,51,52,59.)
Die Aufgabe Jesu als Fürsprecher, Erretter und Erlöser wurde im vorirdischen Dasein festgelegt und ging mit seinem Sühnopfer in Erfüllung (siehe Ijob 19:25,26; Matthäus 1:21; Abraham 3:24-27). Unsere Aufgabe ist es nun, daran zu denken, Umkehr zu üben und ein rechtschaffenes Leben zu führen.

RICHTER
In engem Zusammenhang mit dem Stand des Herrn als Erretter und Erlöser steht seine Aufgabe als Richter. Jesus hat diesen Zusammenhang offenbart, nachdem er erklärt hatte, was das Evangelium ist (diese Definition haben wir bereits zitiert):
„Und mein Vater hat mich gesandt, ... damit, wie ich von den Menschen emporgehoben wurde, die Menschen ebenso vom Vater emporgehoben würden, um vor mir zu stehen, um nach ihren Werken gerichtet zu werden, seien sie gut oder seien sie böse — ... darum will ich gemäß der Macht des Vaters alle Menschen zu mir ziehen, damit sie gemäß ihren Werken gerichtet werden.” (3. Nephi 27:14,15.)
Das Buch Mormon zeichnet ein deutlicheres Bild davon, wie Jesus Recht sprechen wird. Das Gleiche gilt für die Begabung im Tempel. Wenn wir uns der Schwelle des ewigen Gerichtshofes nähern, ist uns bewusst, wer dort präsidiert:
„Der Hüter des Tores ist der Heilige Israels; und er hat dort keinen Knecht; und es gibt keinen anderen Weg als durch das Tor; und er kann nicht getäuscht werden, denn Herr Gott ist sein Name.
Und wer anklopft, dem wird er öffnen.” (2. Nephi 9:41,42.)
In der heiligen Schrift wird gesagt, dass die Apostel dem Herrn helfen werden, wenn er über das Haus Israel richtet (siehe 1. Nephi 12:9: LuB 29:12). An diesem Tag werden wir „eine klare Erinnerung” (Alma 11:43) an unser Leben haben und eine „vollkommene Erinnerung” (Alma 5:18) an unsere "Taten und an die Wünsche unseres Herzens (siehe LuB 137:9).

VORBILD
Eine weitere allumfassende Aufgabe des Herrn besteht darin, uns ein Beispiel zu geben. Den Menschen im heiligen Land sagte er: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.” (Johannes 13:15; siehe auch 14:6; 1 Petrus 2:21.) Und auch den Menschen im alten Amerika hielt er seine Aufgabe als Vorbild vor Augen: „Ich bin das Licht; ich habe euch ein Beispiel gesetzt.” (3. Nephi 18:16; siehe auch 27:27; 2. Nephi 31:9,16.) In der Bergpredigt ermahnt Jesus seine Anhänger: „Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.” (Matthäus 5:48.)
So sünden- und makellos Jesus hier auf der Erde auch war — wir dürfen nicht vergessen, dass der Zustand der körperlichen Vollkommenheit für ihn damals noch in der Zukunft lag (siehe Lukas 13:32). Selbst er musste bis ans Ende ausharren. Kann er das da nicht auch von uns erwarten?
Als der gekreuzigte und auferstandene Herr den Menschen im alten Amerika erschien, ging er noch einmal darauf ein, wie wichtig sein Beispiel ist. Aber dieses Mal bezeichnete er auch sich als vollkommenes Wesen: „Darum möchte ich, daß ihr vollkommen seiet wie ich oder wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.” (3. Nephi 12:48.)
Sind Sie traurig wegen ihrer Unvollkommenheiten? Haben Sie beispielsweise schon einmal Ihre Schlüssel verlegt? Oder sind Sie von einem Zimmer ins andere gegangen, um etwas zu erledigen, und mussten dabei feststellen, dass Sie vergessen hatten, was Sie eigentlich tun wollten? (Zufälligerweise werden solche Erscheinungen mit dem Alter nicht weniger.) Lassen Sie sich bitte nicht davon entmutigen, dass der Herr Sie auffordert, vollkommen zu sein. Sie müssen genug Glauben daran haben, dass er Ihnen nichts abverlangen wird, was Sie nicht schaffen können. Natürlich müssen Sie bemüht sein, schlechte Angewohnheiten und Gedanken abzulegen. Wer Schwächen besiegt, findet große Freude. So können Sie schon hier auf der Erde in manchen Belangen zu einem bestimmten Maß von Vollkommenheit gelangen. Und Sie können darin vollkommen werden, verschiedene Gebote zu halten. Der Herr hat nicht unbedingt von Ihnen verlangt, dass Sie in allem fehlerlos und vollkommen sein müssen. Er wünscht sich sogar mehr für Sie und hofft darauf, dass Sie alle Ihnen innewohnenden Möglichkeiten entdecken, nämlich dass Sie so werden können wie er! Dazu gehört auch, dass der physische Körper vollkommen gemacht wird, und zwar dann, wenn er in den Stand der Unsterblichkeit versetzt wird und nicht mehr zerfallen bzw. sterben kann.
Wenn Sie also ernstlich bemüht sind, sich hier auf der Erde unablässig zu verbessern, dann halten Sie sich vor Augen, dass sich Ihre Auferstehung, Ihre Erhöhung und Ihre Vervollkommnung erst im nächsten Leben vollziehen werden. Die kostbare Verheißung der Vollkommenheit könnte sich ohne das Sühnopfer des Herrn und sein Beispiel niemals erfüllen.

DER MESSIAS DES MILLENNIUMS
Eine der letzten Aufgaben des Herrn liegt noch in der Zukunft. Das ist sein Stand als Messias des Millenniums. Wenn dieser Tag kommt, ändert sich das Antlitz der Erde von Grund auf: „Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben.” (Jesaja 4:40.) Anschließend kehrt Jesus zur Erde zurück. Sein Zweites Kommen vollzieht sich nicht im Geheimen, sondern wird weithin bekannt gemacht: „Dann offenbart sich die Herrlichkeit des Herrn, alle Sterblichen werden sie sehen.” (Jesaja 40:5.)
Nun liegt die Herrschaft auf seiner Schulter; „man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens” (Jesaja 9:5). Von zwei Hauptstädten aus regiert er die Welt – die eine Hauptstadt ist das alte Jerusalem (siehe Jeremia 3:17; Sacharja 14:4–7; LuB 45:48–66; 133:19–21), die andere das neue Jerusalem, das „auf dem amerikanischen Kontinent errichtet werden wird” (10. Glaubensartikel; siehe auch Ether 13:3–10; LuB 84:2—4). Von diesen beiden Zentren aus leitet der Herr die Angelegenheiten seiner Kirche und seines Reiches. Dann wird der Herr „herrschen in alle Ewigkeit” (Offenbarung 11:15; siehe auch Exodus 15:18; Psalm 146:10; Mosia 3:5; LuB 76:108).
An jenem Tag bekommt der Herr neue Beinamen und ist von besonderen Heiligen umgeben. Dann wird er der „Herr der Herren und der König der Könige” genannt. „Bei ihm sind die Berufenen, Auserwählten und Treuen”, die ihre Aufgaben hier auf der Erde erfüllt haben. (Siehe Offenbarung 17:14; siehe auch 19:16.)
Er ist Jesus, der Messias, unser Meister und mehr. Wir haben jetzt nur zehn seiner vielen Aufgaben besprochen: Schöpfer, Jahwe, Fürsprecher beim Vater, Immanuel, Sohn Gottes, Gesalbter, Erretter und Erlöser, Richter, Vorbild und Messias des Millenniums.
In unserer Eigenschaft als seine Jünger tragen auch wir – Sie und ich — große Verantwortung. Wohin ich auch gehen mag — ich bin von Gott berufen und habe das heilige Recht, eindringlich Zeugnis von Jesus zu geben, dem Messias. Er lebt! Ich liebe ihn sehr. Eifrig folge ich ihm nach, und bereitwillig weihe ich mein Leben seinem Dienst. Als sein besonderer Zeuge lehre ich feierlich von ihm. Ich gebe Zeugnis von ihm. Und Sie alle haben die Aufgabe, den Herrn zu erkennen, ihn zu lieben, ihm nachzufolgen, ihm zu dienen und von ihm zu lehren und Zeugnis zu geben.

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